Mittwoch, 2. November 2016

Antwort / 122

Bevor ich mich heute auf den Weg machte um Kunden in Zürich von mir zu besuchen, las ich noch meine E-Mails. Eines lies mich einen Moment innehalten. Mir wurde folgende Frage von einem Leser meines Bloges gestellt:

"Wie machen Sie das, sich einfach einen Nachmittag frei zu nehmen und trotzdem erfolgreiche Geschäftsfrau zu sein? Warum erledigen Sie nicht die Arbeiten die Sie noch erledigen hätten können, wenn Sie Ihr Problem schon früher gelöst haben?"

Hier habe ich nur kurz die Kernfrage zusammen gefasst, die Mail war um einiges länger.


quelle:siccode.com

Ich habe dem Absender nur kurz Antwort gegeben und schreibe heute hier eine ausführliche Antwort:

Was meine Beweggründe sind warum ich mir einfach frei nehme. Ganz einfach ich habe gelernt, dass wenn ich mein Tagesplan früher erledigt habe als ich gerechnet habe. Mir diese Zeit für mich zu nehmen. 

Denn genau das habe ich vor meinem Burnout nie gemacht, sondern meine Gedanken waren: 
Ja da hast du ja noch freie Kapazitäten und kannst locker noch mehr machen, hast dich wohl verkalkuliert. Das nächste Mal rechnete ich für diese Arbeit viel weniger Zeit ein und packte mehr drein. Damals war ich stolz auf mich, was ich alles in dieser Zeit geschafft hatte, wie toll und leistungsfähig ich doch war. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl dabei. Genau so kamen immer mehr Kleinigkeiten obendrauf.

Wer einmal ein Burnout hatte, ist gefährdet einen Rückfall zu erleiden. Es ist wohl ganz ähnlich wie mit einer Sucht. Ich bin unheimlich auf der Hut, dass sich da nichts einschleicht. Ganz ehrlich es ist manchmal ganz anstrengend für mich so auf mich zu achten. Achtsam sein heisst, stets bei mir zu sein, immer wieder nach zu spüren und fragen, ist noch alles ok, wie geht es meinem Körper, ist mein Kopf noch konzentriert oder läuft er schon auf Autopilot. Es kostet mich auch oftmals enormes Durchsetzungsvermögen, mir zu sagen es reicht für heute, gehe besser auf einen Spaziergang und lass den Rest los. Morgen ist auch noch ein Tag. 

Ich kann mir vorstellen, das es für einige Leser aussieht als ob ich ein richtiges Schoggileben hätte. Das ist Ansichtssache, als ehemaliger Workaholic, ist es eher anstrengend. Klar geniesse ich meine Spaziergänge, klar geniesse ich es heute einfach mal in ein Kaffee zu sitzen mitten am Nachmittag. Es braucht jedoch noch heute rechte Überwindung es wirklich zu tun. Wenn ich dann aber auf dem Spaziergang bin geniesse ich es. Ich würde sagen man könnte es vergleichen mit jemandem der unbedingt regelmässig Sport treiben möchte. Es braucht Disziplin und wenn man dran ist merkt man wie gut es einem tut.

Der Hauptgrund warum ich das heute tue ist:
"Dieser Tiefpunkt wo ich war ist mir ein Mahnmal und den halte ich mir oft vor Augen. So fällt mir dann die Entscheidung wesentlich leichter."

Ich kann auch aus Erfahrung sagen, dass ich noch keinen Auftrag oder Kunden verloren hätte, seit ich wieder voll Arbeite, weil ich einen Nachmittag frei genommen habe. Die Arbeitswelt geht nicht unter wenn ich nicht rund um die Uhr im Büro bin. Und noch was, Erfolg, Geld, Wertsachen und Anerkennung ist nicht das Wichtigste auf der Erde. Für mich ist es, meine Gesundheit, meine Familie, Freunde und Freude an meiner Arbeit.

Ich hoffe, diese Frage beantwortet zu haben und falls jemand Fragen bezüglich Burnout oder wie es sich danach anfühlt, darf diese jeder Zeit gerne stellen. Entweder direkt im Blog als Kommentar, auf Facebook oder eben auch per Mail.

bis bald Karin





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